Mittwoch, 16. Mai 2012

Anekdötchen aus der Ferne

Nun ist es schon wieder eine ganze Zeit her, dass ich geschrieben habe.

Das liegt zum einen daran, dass ich momentan viel Portugiesisch lerne, weil ich in der Sprachschule einen Test über die ersten vier Level meines Unterrichts ablegen muss (ich hatte ja gedacht, die Zeit der Tests wäre nach dem Studium passé, aber da hab ich mich wohl getäuscht), zum anderen kehrt hier einfach der Alltag ein und neben einigen lustigen Geschichten, die ich mit meinen Schülern erlebe, passiert nicht allzu viel Großes.

Manchmal sind es aber die kleinen Erlebnisse und Geschichten, die mich zum Lachen bringen und die ich gerne mit euch teilen möchte, daher hier ein "Anekdötchen aus der Ferne":

Man hört als Deutscher hier häufiger Geschichten von Brasilianern, die nach Deutschland gereist sind und dort in den falschen Zug gestiegen sind. "Warum dies" mag man sich fragen? Es ist nicht die Sprachbarriere, nein, es ist die Pünktlichkeit (!) der Deutschen Bahn, die verantwortlich ist.

Hier gibt es meist keinen Fahrplan für Busse und Züge, bzw. es gibt vielleicht einen, den kennen aber nur die Bus- und Zugfahrer (und sie verraten ihn den Fahrgästen unter keinen Umständen). Daher verbringt man einen großen Teil seiner Zeit in Brasilien mit: WARTEN... Alles an Verkehrsmitteln kommt hier einfach ständig zu spät.
Brasilianer in Deutschland setzen sich demnach häufig nicht in den Zug, der bereits seit einigen Minuten auf dem Gleis steht und (mehr oder minder) pünktlich abfahren will, sie warten und warten und warten, da sie nicht glauben können, dass das schon ihr Zug sein soll. Sie trinken Kaffee, essen etwas am Bahnhof und nehmen meist den nächsten Zug, der nach brasilianischem Zeitverständnis ihr Zug ist.

Inzwischen hat sich dies aber herum gesprochen und so wussten Freunde von uns auf ihrer Europareise, dass die Züge pünktlich sind und waren sich sicher, dass es zudem vorkommen kann, dass ein Zug "typisch deutsch" sogar vor der angegebenen Zeit abfährt (schließlich sind Jan und ich meist auch 10 Minuten vor der ausgemachten Zeit am Restaurant, bei Jemandem zuhause, etc.). Sie betraten also den Zug, der auf dem Gleis stand und zehn Minuten vor dem Fahrplan fahren sollte. Sie waren siegessicher, weil ihnen der brasilianische Fauxpas des Zugverpassens unter keinen Umständen unterlaufen sollte.

Dass aber sogar im pünktlichen Deutschland Züge NIEMALS zu früh abfahren, damit hätten sie nun nicht gerechnet und fuhren statt mit dem vielgerühmten ICE mit dem Bummelzug von Köln nach Amsterdam :-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
;